Von Zeit zu Zeit, durchaus des Öfteren, habe ich den Drang zu verschwinden. Nicht aus dem Leben, aus dem Blickfeld vielmehr. Gleichzeitig sehe und lese ich Worte der Menschen, die ich mal kannte, deren Meinungen mir wichtig waren, deren Drang ebenso ein Schreiben war. Sie sind nicht verschwunden, sie sind geblieben, sie sind stärker da, sichtbar, nehmen Platz und Raum und Seiten ein. Es ist gut, dass sie nicht nur da sind, sondern dass sie lauter sind.
Von Zeit zu Zeit eben der Drang, im Internet nicht so auffindbar zu sein, ein kleiner Moment des Vergessenwerdenwollens. Doch manches hat sich schon längst potenziert, ist in Internetarchiven, in LAION Datasets (deshalb gibt es hier keine Fotos mehr); ChatGPT kann mit meinem Namen etwas anfangen. Vor Jahren habe ich mich gefragt, wann das Verschwinden, das Zurückziehen beginnt. Da entschieden sich andere Personen aus dem Kreis, den ich kannte, nichts mehr zu veröffentlichen, sich zurückzuziehen, alte Arbeiten zu entfernen, ihren Namen abzukoppeln von ihrem Alter Ego, ihren Arbeiten und den Rezensionen zu ihnen.
Als würde es notwendig sein, die Haut hinter sich zu lassen, die früher gepasst hat, die mittlerweile jedoch zwickt und zwiebelt und sich viel zu eng anfühlt. Eine Art Emanzipation von sich selbst.
Dann verlernt man immer mehr um etwas anderes lernen zu können, saugt mehr auf, aber lässt weniger aus sich heraus in die Welt. Das Erwachsensein vielleicht. Bei mir kam dies einige Jahre zu spät, mittlerweile weiß ich wieso. Mittlerweile weiß ich auch, wieso manche meiner Verhaltensweisen auf den einen oder die andere zu hölzern wirkten, einschüchternd, irritierend. Wieso manche meiner Texte egal in welcher Form anders verstanden wurden, als sie gemeint waren.
Früher habe ich mich sehr wohl damit gefühlt, alleine zu sein, immerhin hatte ich Zeit nur für mich. Heute ist mein Leben deutlich voller, weil erfüllter. Mit wunderbarem Partner, eigener Wohnung für mich selbst, von der ich lange nicht dachte, dass ich sie mal alleine unterhalten könnte. Oder dass ich noch immer in ihr wohnen würde. Mit einem Studiengang, der eine Mischung aus zu viel Arbeit, Prestige und Verständnis ist. Ich würde gern viel mehr Zeit aufbringen für dieses Fach, dieses Studium. An dem Punkt ankommen, an dem andere Personen vor zwei Generationen bereits standen. Ihnen nachforschen, eventuell die gleichen Wege gegangen sein.
Nun ja, Sprache neu lernen, also, noch immer. Seit bald zwei Jahren. Mit jedem Aufsatz, jeder Klausur, jedem Zuhören. Ganz oft das Herz voll, da will immer mehr Engagement in der Gesellschaft mitmischen. Sichtbar machen, was gut ist, wofür es sich einzustehen lohnt.
So viel zu tun, so wenig Zeit (für alles, das will).
Fuffifufzich – Feel zu spät // Frittenbude – Die Dunkelheit darf niemals siegen (feat. Jörkk Mechenbier)